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PROPAGANDA UND KRIEGSWAHRNEHMUNG IN SOZIALEN NETZWERKEN AM BEISPIEL TIKTOK

Die mediale Produktion von Kriegsbildern kann die individuelle Einstellung und das Verhalten gegenüber dem Krieg mitbestimmen. Influencer*innen auf TikTok wird somit eine aktive politische Handlungs- und Wirkkraft zuteil, die über die sozialen Medien hinaus geht. Zudem spielt die Plattform aufgrund der hohen Reichweite eine signifikante Rolle im Ukraine-Krieg. Ukrainische Influencer*innen zeigen dort häufig sehr persönliche und unmittelbare Einblicke in den Kriegsalltag, einige russische Influencer*innen hingegen verbreiten staatliche Propaganda. Sie sind Putins digitale Kämpfer*innen im Informationskrieg, TikTok wiederum ein strategisches Mittel zur Verbreitung von Propaganda autokratischer Regime wie Russland.

MENSCH ODER MASCHINE – EIN KLASSIKER

Die Wiederverwertung algorithmischer Interpretationen durch Neu Zusammensetzungen in Text und Bild, weist unterschiedlich starke Spuren der künstlichen „Intelligenz“ auf. Große vortrainierte KI-Textgeneratoren, wie bspw. GPT-3 sind dazu in der Lage, propagandistische Texte zu generieren, die auf den ersten Blick kaum von menschlich geschriebener Propaganda zu unterscheiden sind. Erst bei genauerer Betrachtung verweisen syntaktische und semantische Fehler auf ihre Synthetizität. Von großer Bedeutung sind die Trainingsdaten einer KI, da diese oft problematische Eigenschaften aufweisen, wie beispielsweise abwertende Bezüge gegenüber marginalisierten Gruppen, als auch die Verstärkung von Stereotypen. Verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen und deren Verhaltensweisen produzieren somit differente Lerndaten für die Algorithmen und führen zu subtilen, jedoch sehr bedenklichen Textgenerierungsprozessen. Vom Computer generierte Bilder hingegen enthalten offensichtliche Fehler und Verzerrungen, sie unterscheiden sich in ihrer Rezeption stark von unserer gewohnten Wahrnehmung, bzw. fotografischen Abbildungen. Doch wir stehen an einem Wendepunkt. Bereits heute ist es möglich mit wenig Aufwand auch Bilder und Videos täuschend echt zu generieren, was gänzlich neue und schnellere Möglichkeiten der viralen Verbreitung von Propaganda in sozialen Netzwerken begünstigt. KI-gestützte Tools zur Bild- und Textgenerierung werden somit zu einem starken politischen Instrument.

VERSCHLEIERT IN POPKULTURELLER ÄSTHETIK

Die zu sehenden Bilder gehören alle zur Kategorie der Influencerinnen. Basis hiervon sind TikTok Videos unter den Hashtags zum Krieg in der Ukraine (wie z.B. #saveukraine #russia #stopwar). Eine algorithmische Kategorisierung nach Hashtag, VideoID und SoundID bildet die Grundlage für die Arbeit mit den Videos. Ein Programm erstellt hierbei ein Standbild aus jedem Video, welches von einer Image Labeling KI beschrieben wird. Dies sind meist kommerzielle KIs, die „gelernt“ haben Bilder detailliert zu beschreiben. Diese Algorithmen werden auch in sozialen Netzwerken angewandt, um beispielsweise gewaltsame Inhalte zu filtern. TikTok Videos verschleiern durch ihre pop-kulturelle ästhetische Übertragbarkeit jedoch häufig das zu Sehende. Nicht nur für menschliche Betrachtungsweisen, auch für die eben beschriebenen KI-Bildererkennungsverfahren. Zerbombte Häuser im Hintergrund einer ukrainischen Kriegs-Influencerin z.B. werden nicht als diese erkannt. Mit der russischen Version des DALL-E Bildgenerators und auf Basis der zuvor gesammelten algorithmischen Bildbeschreibungen entstehen die generierten Influencerinnen. Vorbild für die russische KI ist DALL-E von OpenAi und Microsoft. DALL-E ist eine der ersten großen KIs, welche aus kurzen Texten realistische Bilder generiert. Die Differenzen zwischen westlichen und russischen Algorithmen werden hierbei also bewusst genutzt. Durch den zugehörigen Hashtag des originalen Videos wird ein direkter Bezug zwischen sozialen Netzwerken und den künstlichen Influencerinnen hergestellt.

DARF ICH DAS?

Es stellt sich die in diesem Kontext entscheidende Frage, wie weit Kunst sich an Kriegsbildern bedienen darf, um gesellschaftliche Wirkkraft zu entfalten. Der Verfremdung der Kriegsbilder durch pop-kulturelle Ästhetik der Influencer*innen wird die gleichfalls verfremdende Ästhetik der KI-Algorithmen gegenübergestellt. Durch die Differenzerfahrungen mit KI-generierten Bildern appelliert das Projekt an unsere Selbstreflexion, um so eine kritische Betrachtung unseres Umgangs mit den sozialen Netzwerken zu ermöglichen. 

WIE ES WEITER GEHT

Die künstlerische Auseinandersetzung wird auf dieser Seite aktualisiert und dokumentiert. Unter weiteren Aspekten wie z.B. Soldat*innen oder Stadt werden die gesammelten Materialien durchleuchtet. Unterschiedliche Medien, Methoden und Präsentationsarten werden einbezogen.

DAS IST (MIR) WICHTIG!

• “Volksverpetzer”
• “CORRECTIV”
• “bpb”