this S. does not exist
“this S. does not exist” ist eine Arbeit über eine persönliche Angst. Ein Versuch, diese in Bildern, Film, Ton und Sprache zu erfassen, zu erforschen und zu übersetzen. Vor dem Hintergrund der Wüste New Mexicos, wo meine Angst vor Schlangen mit einer familiären Bindung verwoben ist, porträtiert die Arbeit meine persönliche Konfrontation mit der vermeintlichen Kopräsenz. Dabei stellen sich grundlegende Fragen nach den medialen und künstlerischen Übersetzungsmöglichkeiten menschlicher Emotionen.
‘this S. does not exist’ is a work about a personal fear. An attempt to capture, explore and translate it in images, film, sound and language. Set against the backdrop of the New Mexico desert, where my fear of snakes is interwoven with a familial relationship, the work portrays my personal confrontation with the supposed co-presence. In doing so, it raises fundamental questions about the media and artistic possibilities of translating human emotions.
Lisa Reutelsterz, Mixed Media Installation, 2024 (Diplom 2)
“this S. does not exist” widmet sich der Auseinandersetzung und Reflexion einer persönlichen und stark ausgeprägten Angst vor Schlangen sowie der Vermittlung dieser subjektiven Wahrnehmung und Erfahrung. Es ist der Versuch, dieses Erleben über verschiedene Zugänge wie Bilder und Film, Ton und Sprache festzuhalten, zu übersetzen und auszudrücken. Auch maschinelle Interpretationsmöglichkeiten, wie ein künstliches neuronales Netzwerk mit eigenen Trainingsdatensätzen, die etwa auf persönlichen Videoaufnahmen von Angstsituationen basieren, stellen Versuche dar, meine Wahrnehmung auf einer weiteren, abstrakten Ebene zu vermitteln und darzustellen.
“this S. does not exist” is dedicated to the exploration and reflection of a personal and strong fear of snakes and the communication of this subjective perception and experience. It is an attempt to capture, translate and express this experience using various approaches such as images and film, sound and language. There are also machine-based interpretation possibilities, such as an artificial neural network with its own training data sets based on personal video recordings of fearful situations, which represent attempts to convey and depict my perception on a further, abstract level.
Die Aufnahmen entstanden in der Wüste New Mexicos: ein Ort, der für sein Vorkommen von Schlangen bekannt ist und an dem mein Vater lebt, den ich regelmäßig besuche. Die familiäre Beziehung zu dem Ort und der Schritt, die Angst in einer künstlerischen Arbeit zu behandeln, erzeugen eine Ambivalenz und ein Spannungsverhältnis, die “this S. does not exist” schließlich auch zu einem biografischen Werk machen.
The recordings were made in the New Mexico desert: a place known for its snake population and where my father lives, whom I visit regularly. The family relationship to the place and the decision to deal with fear in an artistic work create an ambivalence and a tension that ultimately make “this S. does not exist” a biographical work.
Der Titel fasst zentrale Konzepte der Arbeit bereits zusammen: In der Auseinandersetzung mit meiner eigenen Angst vor Schlangen reflektiere ich die Tatsache, dass ich bisher kaum eine gesehen habe – schon gar nicht in New Mexico –, sondern nur von ihnen gehört habe oder vor ihnen gewarnt wurde. Diese begrenzte Erfahrung wiederum hat zu verzerrten, monströsen Vorstellungen geführt, die vom realen Tier abweichen, in dieser Form nicht existieren und die Grenzen zwischen Vorstellung, Realität und Erinnerung verwischen lässt: Im Laufe des Projekts merkte ich, dass es nicht die Schlange selbst war, vor der ich am meisten Angst hatte, sondern die Vorstellung von ihrer Begegnung in enger Verknüpfung mit bestimmten Orten. Die Abkürzung „S.“ verdeutlicht das Fehlen einer wirklichen Begegnung: Sie fungiert als Platzhalter (z.B. auch für die in der Arbeit auftauchenden Objekte und visuellen Entsprechungen „Stock“ und „Schlauch“), der das Unsichtbare, Unbekannte und Unaussprechliche repräsentiert und sich typografisch auf seine schlangenartige Form reduziert.
The title already summarizes central concepts of the work: In dealing with my own fear of snakes, I reflect on the fact that I have barely seen one – certainly not in New Mexico – but have only heard of them or been warned about them. This limited experience, in turn, has led to distorted, monstrous images that deviate from the real animal, do not exist in this form and blur the lines between imagination, reality and memory: As the project progressed, I realized that it was not the snake itself that I was most afraid of, but the idea of its encounter in close association with certain places. The abbreviation “S.” emphasizes the lack of a real encounter: it functions as a placeholder (e.g. also for the objects and visual equivalents “stick” and “hose” that appear in the work), representing the invisible, the unknown and the unspeakable, and is typographically reduced to its snake-like form.
Obwohl eine Angst vor Schlangen thematisiert wird, ist letztlich nur eine zu sehen: Stattdessen konzentriert sich die Arbeit darauf, die Atmosphäre ihrer Kopräsenz einzufangen und die psychologische Dimension der Angst zu vermitteln. Bei dem Versuch, das Gelernte und Erlebte in ein Werk zu überführen, konnte ich beobachten, wie ich selbst schließlich die Angst teilweise verlor und sie von einem dysfunktionalen in einen funktionalen Zugang überging; diese Ebene bereicherte meine künstlerische Arbeit insofern, als sie dadurch eine biografische und selbstreflexive Dimension erlangte.
Although a fear of snakes is thematised, ultimately only one can be seen: Instead, the work focuses on capturing the atmosphere of their co-presence and conveying the psychological dimension of fear. In trying to translate what I had learnt and experienced into a work, I was able to observe how I myself eventually partially lost the fear and how it changed from a dysfunctional to a functional approach; this level enriched my artistic work insofar as it gave it a biographical and self-reflective dimension.